Ausstellungsansicht Museum Folkwang – Dokumentarfotografie Förderpreis 14 (2023)
L: ohne Titel s8_6 (100 x 166 cm, Inkjet-Print, Aluminium)
M: ohne Titel (120 x 200 cm, Aluminium, Folierung, Lack)
R: Siegel s7_13 (100 x 166 cm, Inkjet-Print, Aluminium)
Ausstellungsansicht Museum Folkwang – Dokumentarfotografie Förderpreis 14 (2023)
Ausstellungsansicht Museum Folkwang – Dokumentarfotografie Förderpreis 14 (2023)
L: Mutter III_s1 (100 x 166 cm, Inkjet-Print, Aluminium)
R: Die Richtigkeit s3_1 (100 x 166 cm, Inkjet-Print, Aluminium)
Ausstellungsansicht Museum Folkwang – Dokumentarfotografie Förderpreis 14 (2023)
Ausstellungsansicht Museum Folkwang – Dokumentarfotografie Förderpreis 14 (2023)
Ausstellungsansicht Museum Folkwang – Dokumentarfotografie Förderpreis 14 (2023)
L: Siegel_s4_3 (100 x 166 cm, Inkjet-Print, Aluminium)
R: Siegel_s4_5 (100 x 166 cm, Inkjet-Print, Aluminium)
Ausstellungsansicht Museum Folkwang – Dokumentarfotografie Förderpreis 14 (2023)
ohne Titel (2023)
120 x 200 cm
Aluminium, Folierung, Lack
Detail
ohne Titel (2023)
120 x 200 cm
Aluminium, Folierung, Lack
ohne Titel (2023)
120 x 200 cm
Aluminium, Folierung, Lack
ohne Titel s8_6 (2023)
100 x 166 cm
Inkjet-Print, Aluminium
Siegel s7_13 (2023)
100 x 166 cm
Inkjet-Print, Aluminium
Siegel (2023)
120 x 200 cm
Aluminium, Folierung, Lack
Detail
Siegel (2023)
120 x 200 cm
Aluminium, Folierung, Lack
Siegel s6_34 (2023)
100 x 166 cm
Inkjet-Print, Aluminium
Mutter (2023)
120 x 200 cm
Aluminium, Folierung, Lack
Detail
Mutter (2023)
120 x 200 cm
Aluminium, Folierung, Lack
01/X
01/X
→[2022 - ongoing]
Ausstellung
Museum Folkwang
Dokumentarfotografie Förderpreis 14
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Der sogenannte Ahnenpass diente im Deutschen Reich zwischen 1933 – 1945 dem Nachweis der „arischen Herkunft“ seiner Träger:innen, und wies ihnen den bürokratisch verifizierten Stand legitimer Bürger:innen des damaligen Nationalstaates zu. Die Werkgruppe Soft Pass ist eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Ahnenpass meines Urgroßvaters, und zeigt schwarze, reflektierende Reliefs zusammen mit Fotografien, die von ihnen ausgehend entstanden sind. Grundlage für die Reliefs ist eine sogenannte Composite – Fotografie, bei der alle Doppelseiten des Dokumentes fotografisch digitalisiert und übereinander geschichtet wurden —
Der sogenannte Ahnenpass diente im Deutschen Reich zwischen 1933 – 1945 dem Nachweis der „arischen Herkunft“ seiner Träger:innen, und wies ihnen den bürokratisch verifizierten Stand legitimer Bürger:innen des damaligen Nationalstaates zu.
Die Werkgruppe Soft Pass ist eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Ahnenpass meines Urgroßvaters, und zeigt schwarze, reflektierende Reliefs zusammen mit Fotografien, die von ihnen ausgehend entstanden sind.
Grundlage für die Reliefs ist eine sogenannte Composite – Fotografie, bei der alle Doppelseiten des Dokumentes fotografisch digitalisiert und übereinander geschichtet wurden — eine Technik, die in der Eugenik des 19. Jahrhunderts verwendet und durch den Rassenideologen Francis Galton populär wurde. Bei diesem fotografischen Verfahren wurden mehrere Porträts von Angehörigen verschiedener Menschengruppen übereinander montiert, mit der Absicht, ästhetische und phänotypische Durchschnitte zu illustrieren und einer Ideologie von Rasse und Reinheit Legitimität zu verleihen.
Durch die Anwendung dieser Technik auf den Ahnenpass treten seine grafisch und textlich dominanten Strukturen hervor, gestört und durchkreuzt von handschriftlichen Einträgen, Unterschriften und Reichsadler-Stempeln. Diese wurden wiederum in Ausschnitten und Fragmenten auf Aluminium übertragen und mit schwarzem Lack versiegelt — sie zeigen so eine andere, angeeignete Variante des Dokumentes, auf dessen glänzender Oberfläche sich Betrachter:innen und Räumlichkeiten spiegeln.
Die Fotografien zeigen Spiegelungen des Ateliers und des Umfeldes, in dem die einzelnen Reliefteile entstanden sind. Die Kamera macht die Reliefstruktur neu sicht- und lesbar, während sich durch sie die Schatten und Schemen von Figuren, Räumlichkeiten und Landschaften mit in das Dokument einschreiben. Gewissermaßen aktiviert die Fotografie erst die Reliefs, die in diesem Prozess wie fotografische Negative funktionieren, und stoppt für einen kurzen Moment den potenziell ewig dauernden Prozess von Dekonstruktion, Verdauung, Aneignung und Transformation.
Als Teil des Dokumentarfotografie Förderpreises 14 der Wüstenrotstiftung ist Soft Pass eine Beschäftigung mit Herkunft, Identität und den Identifikationsprozessen, die auch heute noch zu großen Teilen das strukturieren, was als gesellschaftlich legitimer Identitätsbeweis aufgefasst wird. So verstanden ist die Arbeit weder Vergangenheitsbewältigung noch retroaktive Auseinandersetzung mit einer historischen Phase. Sie ist die Aktivierung und ruinierende Ausbeutung eines Objektes, welches Zeuge der am weitesten und folgenreichsten betriebenen Form von Identitätsstiftung ist, die wir in unserer modernen Geschichte kennen. Folglich kondensiert sich darin auf intensivste Art und Weise das, was auch heute noch – wenn auch gewandelt – ungebrochen Einfluss auf die Beschaffenheit des Selbst und dessen Existenz hat: die Auffassung, dass Identitäten keine Prozesse, sondern festgeschrieben seien, und das Missverständnis, dass nur weil sie nötig sind, sie auch adäquat zu sein oder überhaupt zu existieren hätten.
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